Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: So bleiben Sie gesund

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

Eigentlich ist ein Job wichtig und gut für die psychische Gesundheit: Eine Aufgabe zu haben, Wertschätzung zu erhalten, soziale Kontakte zu Kollegen zu pflegen – all das trägt zum geistigen Wohlbefinden bei. Doch die Arbeit kann auch krank machen: Unter anderem Dauerstress kann zu schwerwiegenden psychischen und auch physischen Symptomen führen.

Selbstverständlich ist der berufliche Alltag nicht immer eitel Sonnenschein. Eine hohe Arbeitsbelastung oder Stress mit dem Chef oder Kollegen kennt wohl fast jeder. Und solange dies kein dauerhafter Zustand ist, ist es auch in der Regel nicht weiter bedenklich. Doch die Anzahl derer, die aufgrund von psychischen Erkrankungen als Folge ihrer Arbeitstätigkeit krankgeschrieben werden, steigt seit Jahren drastisch: Allein zwischen 2008 und 2018 nahm sie um 144 Prozent zu.

Erste Anzeichen für eine drohende psychische Erkrankung

Häufig bemerkten Betroffene nicht oder zu spät, dass sie auf eine psychische Erkrankung hinsteuern. Folgende Symptome können Frühwarnzeichen sein:

  • Schlafstörungen: Einschlaf- oder Durchschlafschwierigkeiten können genauso ein Symptom sein wie ständige Müdigkeit und das Bedürfnis nach Schlaf
  • Keine Lust aufzustehen
  • Bauchschmerzen (real oder im übertragenen Sinn) beim Gedanken, zur Arbeit gehen zu müssen
  • Häufig wiederkehrende oder dauerhafte Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen
  • Infektanfälligkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • Magenbeschwerden

Wenn Sie über einen längeren Zeitraum eines oder sogar mehrere dieser Symptome an sich bemerken, suchen Sie unbedingt eine Stress-Beratung oder Ihren Arzt auf. Es gibt vielfältige psychische und auch körperliche Ursachen, die Grund dafür sein können.

Burnout und Depression: Die Ursachen

 In vielen Unternehmen ist die Arbeitsbelastung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen: Immer mehr Aufgaben sollen in immer weniger Zeit erledigt werden – Hintergrund ist häufig Personalmangel aufgrund von Sparmaßnahmen.

Auch die neuen Medien haben den Arbeitstakt deutlich gesteigert. Permanent poppen E-Mails auf, das Telefon klingelt während der Video-Call läuft, Kurznachrichten blinken im Minutentakt auf. Pausen kommen zu kurz. Einen Feierabend gibt es wegen der von vielen Chefs geforderten permanenten Erreichbarkeit nicht. Ungestörter Urlaub von mindestens zwei Wochen Länge ist utopisch. Das Gefühl von Überlastung bis hin zum handfesten Burnout sind da manchmal nur eine Frage der Zeit.

Laut Gesetz darf ein Arbeitstag in der Regel durchschnittlich nicht länger als acht Stunden dauern. Es müssen Pausen ermöglicht werden und es müssen mindestens elf Stunden Ruhezeit folgen. Am Stück müssen zwölf aufeinanderfolgende Werktage Urlaub gewährt werden.

Von Rastlosigkeit bis hin zu Suizidgedanken: Symptome

Der Zusammenbruch ist nicht der Beginn, sondern das Ende dieser psychischen Erkrankung. Sie beginnt mit viel Energie: Der Betroffene steckt überdurchschnittlich viel in seinen Job, fühlt sich unentbehrlich – und kann irgendwann nicht mehr abschalten, sodass die nötige Erholung nicht mehr möglich ist. Die Folge: Leistungsabfall, noch mehr Einsatz, weiterer Leistungsabfall, noch mehr Einsatz....

Ein Teufelskreis. Der sich schon bald mit Rastlosigkeit, Erschöpfung, Angstzuständen, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Herzrasen, sexuellen Problemen und ständigen Infekten bemerkbar macht. Auch der erhöhte Konsum von Nikotin, Alkohol und Koffein kann eine Folge sein. Schlimmstenfalls mündet die Erkrankung in einem völligen körperlichen Zusammenbruch, einer schweren Depression und Suizidgedanken.

Wehret den Anfängen: So können Sie vorbeugen

“Ich habe keinen Bock mehr, ich kann nicht mehr.” Wenn Sie das denken, ist es eigentlich schon zu spät. Dabei ist es oft gar nicht mal der Druck von außen, der Menschen in den Burnout treibt. Häufig sind sie selbst es, die sich zu viel aufhalsen – oder auch aufhalsen lassen – um Anerkennung und Selbstbestätigung zu bekommen. Der erste Schritt zur Besserung ist immer die Erkenntnis, dass es überhaupt ein Problem gibt.

Besser ist es, wenn es gar nicht erst so weit kommt. Folgendes können Sie vorbeugend tun:

  • Nein sagen: Aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes wagen Viele nicht, ihrem Chef oder ihrer Chefin Grenzen aufzuzeigen. Doch mal weitergedacht: Wer in einen Burnout steuert, kann die aufgetragenen Aufgaben auch nicht mehr gut oder irgendwann gar nicht mehr erledigen. Bitten Sie um ein Gespräch mit dem Vorgesetzten und erläutern Sie klar und sachlich, warum Sie nicht abends um zehn erreichbar sein oder eine weitere Aufgabe übernehmen können. Fordern Sie Pausen und Urlaube ein, eventuell auch gemeinsam mit Kollegen, wenn dies betriebsweit ein Problem sein sollte. Übrigens: Nicht immer kommen die Anforderungen von außen. Halsen Sie sich selbst nicht zu viel auf.
  • Gutes Zeitmanagement: Machen Sie sich es wie Beppo der Straßenkehrer in “Momo”: Immer ein Schritt nach dem nächsten, nicht hektisch ans Ende der Straße blicken und hetzen. Gerade bei vielen, komplexen Aufgaben ist es wichtig, dass Sie sich einen Zeitplan machen und die Aufgaben nach Priorität abarbeiten, damit Sie sich nicht verzetteln. Bitten Sie rechtzeitig um Hilfe, wenn Sie Ihr Pensum nicht schaffen können.
  • Unrealistische Erwartungen begraben: Gewiss sollte es mal Lob für gut ausgeführte Arbeiten geben. Aber nun mal nicht immer den großen Blumenstrauß. Vor allem, wenn es sich eben einfach um Ihren Job handelt, den Sie da machen. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie nicht täglich für Alltägliches auf die Schulter geklopft werden. Tun Sie es einfach selbst.
  • Work-Life-Balance: Das A und O. Entspannung ist essentiell. Also schaffen Sie sich Freiräume, in denen Sie Freunde treffen, lesen, ein Instrument spielen oder Sport machen können. Letzteres ist besonders wichtig: Beim Sport wird nicht nur Stress abgebaut, sondern es werden auch Endorphine ausgeschüttet, die glücklich machen. Legen Sie Zeiten fest, in denen Sie sich körperlich betätigen wollen – und halten Sie sich daran. Wer kennt es nicht: Aus “mache ich morgen” ist schnell eine ganze Woche geworden.

Hinweis: Nicht immer ist Überlastung die Ursache für psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz. Auch Unterforderung (“Boreout-Syndrom”) oder Mobbing können schwerwiegende seelische und körperliche Folgen mit ähnlichen Symptomen haben.

 

von Jana Lorenz 

 

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