„Das wichtigste ist gebraucht zu werden“ – Zurück in den Job mit dem PROJEKT PRINT

„Das wichtigste ist gebraucht zu werden“ – Zurück in den Job mit dem PROJEKT PRINT

Wenn Menschen wegen einer psychischen Erkrankung aus dem Job aussteigen, ist es für sie oft schwierig, wieder einen Weg auf den Arbeitsmarkt zu finden. Dabei ist ein Arbeitsalltag für viele wichtig, denn er gibt emotionale und finanzielle Stabilität. Wie das gelingen kann, zeigt der soziale Betrieb PROJEKT PRINT, einem Kooperationspartner von famPlus. Michael Rahm von PROJEKT PRINT berichtet, wie die Mitarbeitenden und die Kunden davon profitieren.

Wer psychisch erkrankt, hat es oft schwer, auch auf dem Arbeitsmarkt. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Obwohl der überwiegende Teil arbeiten möchte, ist die Arbeitslosigkeit in dieser Gruppe der Gesellschaft besonders hoch.1 

Für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist der Weg auf den Arbeitsmarkt oft mit besonderen Hürden verbunden und vielen gelingt er nicht. Dabei wäre es für sie wichtig. Die Wiederaufnahme der Arbeit könne ein Baustein im Prozess der Genesung sein, sind sich Experten einig.

Ein Projekt, das beim Wiedereinstieg gezielt unterstützt, ist das PROJEKT PRINT. PROJEKT PRINT ist eine Druckerei – und noch viel mehr. Es ist ein Sozialunternehmen und bietet berufliche Perspektiven. „Genau das finden wir so besonders und unterstützenswert“, sagt Johannes Winklmair von famPlus.

Eine Kooperation mit sozialem Impact

Seit vier Jahren nutzt famPlus die Dienstleistungen von PROJEKT PRINT: Für den Druck und Versand der Vorsorgemappen, für Briefpapier, Visitenkarten, Broschüren und weitere Druckprodukte. „Wir setzen auf PROJEKT PRINT, weil wir damit das soziale Engagement unterstützen wollen“, sagt Winklmair. Zweiter Pluspunkt sei die hohe Qualität. „Das Team von PROJEKT PRINT arbeitet zuverlässig.“ Aufträge würden besprochen und bei Bedarf Rücksprache gehalten. „Das ist etwas ganz anderes als eine Bestellung in einer anonymen Online-Druckerei aufzugeben – und man spürt es an der qualitativ hochwertigen Arbeit“, berichtet Johannes Winklmair.

Was ist das Besondere an PROJEKT PRINT? Im Interview berichtet Michael Rahm, Sozialpädagoge und Betriebsleiter von PROJEKT PRINT über das Unternehmen. Er erzählt, wie es gelingt, Menschen fit für den Joballtag zu machen und welche Vorteile der Sozialbetrieb hat, auch für die Kunden.

Herr Rahm, was genau ist PROJEKT PRINT?

Wir sind ein sozialer Betrieb und beschäftigen ausschließlich Menschen, die nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten können. Aktuell haben wir 35 Mitarbeitende, viele von ihnen haben psychische Erkrankungen und waren lange Zeit arbeitslos.

Was ist das Ziel von PROJEKT PRINT?

Das ist individuell unterschiedlich. Wir bieten Maßnahmen zur Qualifizierung für Arbeitslose an und unterstützen sie dabei, wieder fit zu werden für den ersten Arbeitsmarkt. Für viele ist das allerdings keine Option, sondern es geht dann eher darum, dauerhaft eine sinnvolle Beschäftigung anzubieten.

Welche Folgen hat es für Menschen mit psychischen Erkrankungen, wenn sie arbeitslos sind?

Aufgrund von hohem Stress oder einem Burnout fallen sie oft aus dem Arbeitsmarkt heraus. Wenn sie dann nicht mehr arbeiten, setzt sich häufig eine Abwärtsspirale in Gang: die Menschen ziehen sich zurück, es kommt zu Problemen in der Familie, die finanzielle Situation wird schwierig, viele häufen Schulden an und gehen kaum noch aus der Wohnung. Es kommen viele Probleme zusammen und ist eine Einschränkung, wenn man die Arbeit verloren hat.

Wie wirkt es sich aus, wenn Menschen mit dieser Erfahrung wieder anfangen zu arbeiten? Wie erleben Sie das bei PROJEKT PRINT?

Wir sind hier in der Druckerei ein kleines Team und können die Aufgaben untereinander flexibel verteilen. Es gibt verschiedene Tätigkeiten, die unsere Mitarbeitenden hier ausüben können. Das hängt natürlich auch von der Qualifikation ab. Wer noch keine Erfahrung hat, kann einfache Tätigkeiten wie Papier falzen oder Mappen zusammenstellen ausüben. Ein erfahrener Mediengestalter hingegen kann auch Designs entwerfen.

Was macht das Arbeiten mit den Menschen?

Es geht ganz viel darum, Selbstbewusstsein herzustellen. Es ist nicht sofort das Ziel, dass jemand einen Job im normalen Arbeitsmarkt bekommt. Wichtig ist, dass die Menschen wieder erleben, dass sie gebraucht werden. Sie können sinnvoll einer Tätigkeit nachgehen und bekommen dafür Wertschätzung. Das ist wichtig für das eigene Selbstvertrauen. Dazu kommt, dass das Arbeiten vielen eine hilfreiche Routine für den Alltag gibt und sie wieder soziale Kontakte erleben.

Wie unterstützen Sie die Mitarbeitenden konkret auf dem Weg?

Die meisten Mitarbeiter kommen über das Jobcenter zu uns. Unsere Sozialpädagogin führt die Aufnahmegespräche und erarbeitet die Ziele individuell mit den Personen. Wir sind ein festes Team von fünf Personen, die fachlich anleiten und pädagogisch begleiten. Wir haben in der Regel zwei Jahre Zeit, um mit der Person den künftigen Weg festzulegen. Das kann sein, dass wir Fortbildungen oder Schulungen empfehlen oder Kontakte vermitteln, um zurück auf den normalen Arbeitsmarkt zu kommen. Manchmal stellen wir fest, dass das für die Person zu viel wird. Dann suchen wir nach einer anderen dauerhaften Beschäftigung. Das kann bei uns sein oder in einem anderen Unternehmen.

Welche Erfahrungen machen Sie mit den Kunden?

Die meisten Kunden sind ganz bewusst bei uns Kunden, weil sie das Sozialprojekt unterstützen wollen. Viele kommen selber aus dem sozialen Bereich und legen großen Wert darauf, Inklusion und entsprechende Projekte zu stärken. Gerade in Zeiten von Online-Druckereien geht es ja oft um den billigsten Preis. Die Kunden spiegeln uns auch, dass sie woanders vielleicht etwas weniger zahlen müssten, aber die Qualität der Arbeit überzeugt sie. Unsere Kunden sind wirklich sehr zufrieden, weil die Mitarbeiter ganz genau arbeiten. Hier ist viel Handarbeit gefragt und die Mitarbeiter nehmen sich die Zeit, die Designs und Drucke zu prüfen. Sie geben sich viel Mühe und das merkt man den Produkten an.

Ihre Mitarbeitenden lernen hier viel. Was nehmen Sie persönlich mit?

Es tut gut zu sehen, wie sich Menschen entwickeln, wenn sie wieder spüren, dass sie gebraucht werden. Ich nehme daraus für mich mit, dass man oft zu einem besseren Ergebnis kommt und insgesamt produktiver ist, wenn man weniger Stress verbreitet und die Aufgaben langsam, aber durchdacht macht.

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