Gelassenheit lernen: Die hohe Kunst, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen

Gelassenheit lernen: Die hohe Kunst, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen

Im Alltag gelassen zu bleiben ist vor allem dann eine Herausforderung, wenn uns etwas aus der Ruhe bringt, was wir nicht direkt kontrollieren können. Irgendetwas Ungeplantes. Etwas, das uns in unseren vorhergesehenen Ablauf grätscht. Etwas, um das wir uns sofort kümmern müssen – auch, wenn wir doch gerade anderes zu tun haben. Wenn es dann auch noch in Kombination mit Zeitmangel auftaucht, steigt der Stresspegel gehörig an. Was also tun? Vor allem: ruhig bleiben.

Was so einfach klingt, ist manchmal erst recht ein Grund, aus der Haut zu fahren. Dabei steckt so viel Wahres in diesen einfachen Worten. Denn Ruhe ist das einzige Mittel, welches uns Hilft, Stress zu kompensieren und in Produktivität umzuwandeln. Tja, das sagt sich so einfach. Die gute Nachricht ist: Gelassenheit lässt sich lernen. Und wer sich dieser Herausforderung annimmt, wird immer besser in der hohen Kunst, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Ja, manche Dinge können wir nicht kontrollieren. Wohl aber unseren eigenen Umgang mit ihnen. Wir geben einige hilfreiche Tipps, wie es gelingen kann!

 

Warum es sich lohnt, Gelassenheit zu lernen

Stress kann einen voranbringen und ist per se nichts Schlechtes. Doch wenn er uns überkommt und nachhaltig die Kontrolle über unsere Nerven, Gedanken und Gefühle übernimmt, kann er uns richtig aus der Bahn werfen. Das Immunsystem wird geschwächt, die Schlafqualität nimmt ab, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sinkt. Das führt bis hin zum Burnout, wenn wir das Gefühl haben, dass uns der Stress vollends in die Knie zwingt. Wer seinem Herausforderer in die Augen sieht, und beginnt sich seiner anzunehmen, leistet einen enormen Dienst für die eigene, mentale und auch körperliche Gesundheit. Man lernt nicht nur, sich für akute Stress-Situationen zu wappnen, sondern sich auch ganz generell stabiler im Alltag zu bewegen. Schluss mit den ständigen Stolperfallen des Alltags. Lasst uns das Ruder herumdrehen und ungesundem Stress endlich entgegenwirken.

Auf die Perspektive kommt es an

Das Fachwort für eine gewisse Ausgeglichenheit im Alltag, die durch die eigene Kompetenz im Umgang mit Stress entsteht – man könnte es auch das „dicke Fell“ nennen – ist RESILIENZ. Dieser Begriff bezeichnet den Prozess, in dem auf Probleme oder Veränderungen durch Anpassungsfähigkeit reagiert wird. Und alles beginnt bei einer scheinbar sehr simplen Übung: ein Perspektivwechsel. Hier einmal genauer erklärt:

Alles Ansichtssache

Was als stressig empfunden wird, ist sehr subjektiv: Entspricht mein empfundener Stress tatsächlich angemessen der Realität? Wer innehält und einen Schritt zurücksetzt, kann seine Situation aus der Beobachterrolle heraus betrachten. Wirft man von dort einen Blick auf das Geschehen, kann man sich nun fragen: Ist meine Situation wirklich zu dramatisch? Hängen Leben davon ab? Nein? Na also.

Loslassen und frei sein

Lass einfach los. Lass einfach locker. Lass etwas, was dir als großes Ungeheuer erscheint, ziehen und gehen. Wer Anspannung und Druck aus einer Situation nimmt, kann sie ganz plötzlich viel leichter handhaben. Hier lautet das Zauberwort AKZEPTANZ. Akzeptiere deine Situation. Nimm sie so an wie sie ist. Und bedenke: Auch Negatives darf sein und gehört dazu. Auch, wenn es manchmal schmerzt, sind diese Gefühle erlaubt. Und erst dann geht’s weiter – mit weniger Ballast.

Humor heilt

Na klar, in stressigen Situationen denkt man meistens an alles, nur nicht daran sich zu amüsieren. Dabei liegt genau darin eine große Kraft, die uns helfen kann, uns zu entspannen und viel Schwere aus einer Situation zu nehmen. Einfach mal anhalten, wieder die Beobachterrolle einnehmen und kurz mal über sich selbst schmunzeln. Das hilft.

Leicht gesagt, aber schwer zu schaffen? Richtig. Anfangs haben wir davon gesprochen, Gelassenheit sei ein Lernprozess. Und tatsächlich erfordert es einiges an Übung, diese drei Punkte „Ansichtssache“, „Loslassen“ und „Humor“ umzusetzen. Es lohnt sich sehr, tagtäglich daran zu arbeiten. Wenige Minuten am Tag genügen schon, um langfristig spürbare Verbesserung und mehr Gelassenheit zu erreichen. Aber wie kann das Training genau aussehen?

Drei praktische Methoden für mehr Gelassenheit im Alltag

Es gibt einige Methoden, mit denen sich Ruhe und Gelassenheit auf lange Sicht recht zuverlässig abrufen lassen können.

Bewusste Atemübungen

Bewusstes Atmen ist ein echter Powerhebel. Was so banal klingt – schließlich atmen wir ja sowieso – ist der Dreh- und Angelpunkt für unsere innere Ruhe. Dabei kommt es darauf an, sich beispielsweise fünf Minuten zu nehmen, sich hinzusetzen, und ruhig einzuatmen und wieder auszuatmen. Bei jedem Atemzug kann man genau diese beiden Wörter bewusst mitdenken: „Ausatmen. Einatmen“. Das ist die rudimentärste Form der Meditation. Ganz klar: Kein Bildschirm, keine Anrufe und auch sonst nichts sollten in diesen fünf Minuten ablenken oder unterbrechen.

Entspannungsübungen

Unter dem Stichwort „Progressive Muskelrelaxation“ (PMR) werden einzelne Muskelgruppen von Kopf bis Fuß mental angesprochen und auf diese Art und Weise entspannt. Jeweilige Muskelgruppe, an die man gerade denkt, versucht man also kurz besonders anzuspannen und dann wieder locker zu lassen. Diesen Prozess wiederholt man, bis man den gesamten Körper einmal „durchgegangen“ ist. Es gibt mittlerweile online und via App viele Möglichkeiten der geführten PMR. Auch diese Übung kann man in fünf bis 10 Minuten gut absolvieren.

Achtsamkeits- und Dankbarkeitsübungen

Wer bewusster in seinem Alltag und in seinem Umfeld wird, lernt die Schönheit der Dinge zu schätzen. Gutes Beispiel: Mahlzeiten nicht einfach achtlos herunterschlingen, sondern ohne Ablenkung Bissen für Bissen genießen und sich ganz bewusst vor Augen führen, wie das Essen gerade schmeckt, wie sich die Konsistenz anfühlt und verändert, wie es den eigenen Körper nährt und wie sich der Magen füllt. Das ist Achtsamkeit. Auch Dankbarkeitsübungen gehören in diese Kategorie. Sie helfen dabei, optimistischer zu werden und Probleme von ihrer guten und produktiven Seite zu betrachten. Einfach jeden Morgen oder jeden Abend fünf Dinge notieren, für die man dankbar ist und weshalb. Das können die kleinsten und scheinbar unbedeutendsten Dinge sein. Und wenn es einfach der Stift ist, den ich in der Hand halte, um diese Dinge zu notieren. Hauptsache, man praktiziert Dankbarkeit.

Tipp aus der Zen-Lehre

Übrigens: Wer jetzt denkt, er habe keine Zeit, um einfach nur dazusitzen und zu atmen ¬– schließlich stehen genug To-do’s auf der Liste – dem sei eine wertwolle Zen-Weisheit mit auf den Weg gegeben. Sie besagt: „Wenn du keine 10 Minuten Zeit zum Meditieren hast, nimm dir 20.“. Hinter dieser Weisheit verbirgt sich die Aussage, wie essenziell wichtig Entspannungsübungen für die bekömmliche Meisterung eines stressigen Alltags sind.

 

Jetzt loslegen und mit jedem Mal besser in Gelassenheit werden

Wer beginnt, diese Methoden umzusetzen, und auf diese Weise trainiert, seine eigene Perspektive zu relativieren, wird langfristig lernen, gelassener auf Probleme zu reagieren und positiver im Alltag zu sein. Der erste Schritt ist immer, sich für mehr Gelassenheit zu entscheiden. Denn Stress ist nicht nur das, was von außen auf uns einwirkt, sondern auch das, was wir von innen damit anstellen. Und zwar ein Leben lang. Es lohnt sich also, jetzt zu beginnen.

 

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Sie haben Fragen zu diesem Thema oder haben schon vieles ausprobiert, aber kommen trotzdem nicht zum gewünschten Ergebnis? Kontaktieren Sie uns. Unsere Experten beraten Sie gerne zu mehr Gelassenheit im Alltag und wie Sie Ihre mentale Gesundheit stärken können. Sie können uns unter 089/8099027-00 jederzeit erreichen. Unsere Beratung steht allen Mitarbeitern unserer Kooperationspartner zur Verfügung. Wir freuen uns auf das Gespräch!

 

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